Im Unimog unterwegs auf den Schienen der Wiener Linien

Nachtschicht in der Unterwelt

Es wird rasch still, wenn die letzte U-Bahn die Station Schwedenplatz passiert hat. Da und dort noch ein Zuspätkömmling, ein paar enttäuschte Gesichter, die den Verweis auf andere Verkehrsmittel kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Für die Mitarbeiter der Wiener Linien steht der zweite Teil der Nachtschicht am Programm. Unterstützt werden sie bei ihrer Arbeit von einem neuen Unimog U 423, der auf den Gleisen als multifunktionales Werkzeug auftritt. 

Auch nach Dienstschluss für die Personenbeförderung hat Sicherheit auf den Strecken der Wiener Linien höchste Priorität. Zusätzlich zur bereits zuvor ausgehändigten Bahnbetretungskarte werden jetzt Helm und Warnweste gereicht und die sicherheitsrelevanten Dinge vor Ort nochmals ausführlich erläutert. Währenddessen passiert ein Bauzug die Station, zehn Minuten später rollt uns der gelbe Unimog auf Gleis 2 entgegen. Drei Stellmotoren gilt es heute Nacht zu tauschen, ein routinemäßiger Eingriff, der alle paar Jahre umgesetzt werden muss und der doch immer wieder Überraschungen bereithält. Limitiert wird der Eingriff durch das schmale Zeitfenster. Noch vor Eintreffen des Unimog, der drei neue Stellmotoren auf der Ladefläche mitführt, wurde die Zeit seit der Stromabschaltung genutzt, um Vorbereitungsarbeiten zu starten. Der Unimog bringt dann auch jede Menge Licht in die teils stockdunklen Schienenabschnitte. Mittels Kran, der hier ohne zusätzliche Stützen auskommt, werden die knapp 200 Kilogramm schweren Stellmotoren aus ihrer Verankerung gehoben und auf der Ladefläche abgelegt. Während der Reinigung und der Kontrolle der Halterung schwebt die neue Mechanik bereits ein, zentimetergenau und vom Werksmeister persönlich mittels Fernbedienung gesteuert. Während das Team aus Schlossern und Elektrikern die finalen Arbeiten umsetzt, rollt der Unimog bereits zum nächsten Stellwerk, die Zeit rennt. Es ist 03:34 Uhr, als der Unimog die Station Schwedenplatz, das Tag- / Nachtwerk erfolgreich beendet, verlässt. Für die Nachtschicht der Wiener Linien dauert der Arbeitstag noch bis 06:00 Uhr früh. Erst dann können sie mit der zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als einer Stunde aktiven U-Bahn die Heimreise antreten.